Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

„Artenreiche Weg- und Feldraine – Gemeinsame Herausforderungen und Chancen in unserer Landschaft“

Fortbildung des Landschaftspflegeverbandes Schwalm-Eder e.V. (LPV) in Wasenberg stößt auf großes Interesse

 

„Artenreiche Weg- und Feldraine bieten ein enormes Potential für die Artenvielfalt in unserer heute oft intensiv genutzten Kulturlandschaft. Aber ihre Pflege stellt uns vor einige Herausforderungen, die wir nur gemeinsam lösen können“, leiten Franziska Mehlhorn, Geschäftsführerin des LPV und Jürgen Kaufmann, Erster Kreisbeigeordneter des Schwalm-Eder-Kreises und Vorsitzender des LPV die Fortbildungsveranstaltung am 16.10.2024 im Kulturhaus der Generationen in Wasenberg ein. 

Säume und Raine haben sich von einstigen Weide- und Nutzflächen durch den strukturellen Wandel zu einem modernen Pflegefall entwickelt. Die Folge: Verlust und Artenarmut von Weg- und Feldrainen und ihrer vielfältigen Funktionen in unserer Landschaft. Die Veranstaltung des LPV beleuchtet dieses Thema aus unterschiedlichen Perspektiven bevor bei der Maschinenvorführung der Firma Dücker am Nachmittag spezielle Geräte für die Umsetzung von Pflegemaßnahmen im Mittelpunkt standen. 

Nach einer Zeitreise durch die Entwicklung der Weg- und Feldraine seit 1960 mit Andrea Imhäuser, Biodiversitätsberaterin des LLH Kassel, berichtet Tobias Ostermann (Kreis Soest, NRW), von einem durch das Bundesamt für Naturschutz geförderten Projekt zur Rückgewinnung und ökologischen Optimierung kommunaler Flächen und den Herausforderungen bei der Mahdgutverwertung. Die Unterschiede von Feldrand und Feldrain sowie ihre Bedeutung für die Feldhygiene bringt Pflanzenbauberater Frank Käufler den 82 interessiert lauschenden Teilnehmenden unterschiedlicher Interessensgruppen gekonnt nahe. Martin Schultheis, Bauamtsleiter der Gemeinde Willingshausen, beleuchtet die Bedeutung von Feldrainen bei im häufigeren Starkregenereignissen oder als potentielle „Ausgleichsflächen“ bei einer kommunalen Radwegeplanung. 

Den Bogen zu der Bedeutung von artenreichen Feldrainen für Feldvögel des lokalen Vogelschutzgebietes „Schwalmniederung bei Schwalmstadt“ schlagen schließlich Sigrun Keim, Natura 2000 – Maßnahmenplanerin des Schwalm-Eder-Kreises und Franziska Mehlhorn mit einem Kurzbericht über ein Pilotprojekt bei Wasenberg. Mehlhorn erklärt: „Für uns steht eine gemeinsame, lösungs- und praxisorientierte Umsetzung notwendiger Maßnahmen mit allen betroffenen Akteuren vor Ort im Fokus, die diesen wertvollen Nebenflächen auch langfristig wieder mehr Bedeutung zukommen lassen soll.“ 

Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung einer ökologischen Saumpflege sei neben der Anpassung von Mahdtechnik und -zeitpunkt die Abfuhr und Verwertung des Mahdgutes, berichtet Mehlhorn. Darüber hinaus sei auch die Aufklärung der Bevölkerung über bestimmte Verhaltensregeln während der Freizeit essentiell. „Wir alle profitieren von mehr Artenvielfalt in unserer Landschaft. Wir schimpfen über Andere, doch hinterlassen wir Müll oder Hundekot in der Landschaft, kann zum Beispiel der Schnitt von Weg- und Feldrainen nicht mehr verwertet werden. Jeder von uns sollte etwas dazu beitragen“, erläutert Mehlhorn, selbst Hundehalterin.

„Auch der rechtliche Hintergrund ist bei dem Thema nicht zu vernachlässigen“, gibt Mehlhorn zu bedenken. Feldraine sind nicht nur Hotspots der Artenvielfalt, sondern auch durch das Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) geschützt. Das heißt, sie müssen zugunsten der Biotopvernetzung, als Lebensraum geschützter Arten oder sogar als gesetzlich geschütztes Biotop erhalten werden. Ihre Nutzung darf dort vorkommende Tiere und Pflanzen nicht beschädigen. 

Auch andere rechtliche Grundlagen sind wichtig: So stellt eine schleichende Einbindung eines Feldrains in einen landwirtschaftlichen Schlag durch Abackern ebenso eine widerrechtliche Handlung dar, wie ein Ausbau der Wegenutzung oder das Ablagern von Müll oder anderen Materialien. Bei der Einbindung von Feldrainen oder ungenutzten Wegen in die landwirtschaftliche Nutzung spielen vor allem eigentumsrechtliche Verhältnisse eine wichtige Rolle. Nobert Klapp, Kreislandwirt des Schwalm-Eder-Kreises und stellvertretender Vorsitzender des LPV findet hierfür klare Worte: „Wir Landwirte haben durch unsere Verbundenheit zu unseren Betrieben ein intensives Verhältnis zum Eigentum. Dies bedingt andererseits auch, dass ich das Eigentum anderer achte und mich bei der Bewirtschaftung an die Feldgrenzen halte. Sollte es nicht mehr benötigte Wege geben, muss ich das Gespräch mit dem Eigentümer über eine eventuelle Umlegung der Wegeparzelle auf eine andere Fläche von mir suchen.“

 

Weitere Informationen zum LPV und Empfehlungen zu einer ökologischen Pflege von Weg- und Feldrainen:

Franziska Mehlhorn, Tel.: 05683-9238-35 oder unter www.lpv-schwalm-eder.de

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 05. November 2024

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen